Bauern-PR trägt erste Früchte: Über 60 % sind für Dürrehilfen

Der Bauernverband hat ein klares Ziel: Er will 1 Mrd. Euro Entschädigung für seine landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland erreichen. Warum: Ernteausfälle auf Grund der Dürre. Und er hat einen Plan: Er setzt auf Mittel der PR - allen voran der Presse- und Social-Media Arbeit. Der Bauernpräsident Joachim Rukwied ist zurzeit omnipräsent, gibt Interviews auf allen Kanälen. Videos mit Bauern, die über ihre vertrockneten Felder gehen und verkümmerte Setzlinge in die Kamera halten, untermauern seine Botschaft. Der Ansatz ist sehr gut und er trägt Früchte. Einer aktuellen Civey-Umfrage zu Folge sind über zwei Drittel der Deutschen für eine Entschädigung der Landwirte. (Quelle: spiegel-online) Erstes Zwischenziel erreicht: Durch die Meinung der Bevölkerung entsteht ein öffentlicher Druck auf die Politiker. Die haben jetzt zu entscheiden, wie viel die Bauern tatsächlich bekommen. Angefangen hat die Kampagne wohl Ende Juni mit einem Rukwied-Beitrag für Reuters. Im Wissen, dass die Nachrichtenagentur für eine ordentliche Verbreitung sorgen wird. Und schon stand die Forderung nicht nur im Raum, sondern bei allen wichtigen Meinungsmedien – on- und offline: Bauern benötigen 1 Mrd. Euro Entschädigung. Gut gemacht: richtiges Medium, einfache Zahl. Im Grunde zwei Monate bevor offizielle Zahlen zu den tatsächlichen Schäden vorliegen. Der offizielle Abschlussbericht wird zeigen, was die anhaltende Dürre bei Weizen, Raps oder Kartoffeln wirklich angerichtet hat. Interessant beim Kampf um die öffentliche Meinung: Wer ist Freund, und wer ist Feind. Da gibt es die Weinbauern, die sich über die Trockenheit freuen. Die Traubenernte ist früher, die ersten Wirte bieten jetzt schon Federweißer an. Da gibt es Frau Künast, die gegen die Kampagne des Bauernverbandes wettert und ihn auffordert verbal abzurüsten. Und natürlich auch jede Menge Experten, die meinen man müsse auch als Bauer für schlechte Zeiten vorsorgen. Das Internet ist natürlich voll mit kritischen und zum Teil bösen Neid-Kommentaren. Aber auch hier ist der Bauernverband aktiv – hat die Kampagne durch Facebook- und vor allem Twitterbeiträge flankiert und wohlgesonnene Beiträge auch gepostet oder geretweetet. Der frühe Paukenschlag von Herrn Rukwied traf die möglichen Widerständler scheinbar völlig überraschend. Zu Beginn der Ferienzeit waren sie eventuell mit Urlaubsplänen beschäftigt. So gehörte die Bühne erst einmal dem Bauernverband. Geschickt untermauert der Verband die Aussagen des Präsidenten mit den ersten Zahlen aus den Landwirtschaftsverbänden. Die erste Pressemeldung am 5.7. 2018 kommuniziert nur die erwarteten Schäden in Form von Prognosen, am 15.7. dann kommt die erste Erntemeldung und bestätigt, dass die Feldfrüchte wie Winterweizen und -roggen unter der anhaltenden Trockenheit stark gelitten hätten. Am 1.8. wird dann noch einmal nachgelegt: die Ernteerwartungen werden sogar noch einmal nach unten korrigiert und eine Ausfallsumme von über 1 Mrd. Euro gemeldet. (Quelle: Bauernverband). Die passenden Videos sind gut, die Landwirte sind geschädigt, die Menschen zeigen Betroffenheit. Die Fotos können hier kaum mithalten. In der wichtigen Pressemeldung vom 5. Juli werden einfach die Vertreter des Verbandes auf einer Pressekonferenz gezeigt – da hätte man stärkere Bilder mit mehr Empathie zeigen können. Die Zahlen werden konkreter und zeigen, dass der Verbandspräsident richtig liegt. Grafiken werden zur Verfügung gestellt – sorgen für die Glaubwürdigkeit des Präsidenten. (Quelle: twitter.com/bauern_verband) Rukwied hat durch die Kampagne viel gewonnen Die Hoheit über die Kommunikation hatte Rukwied mit den ersten Aktionen gleich gewonnen. Für die Politiker – ob sie nun Freund oder Feind sind – blieb nur noch die Möglichkeit zu reagieren. In der Zielgruppe der zum Verband zählenden Mitglieder hat sich der Präsident sicherlich viele Freunde gemacht. In der Zielgruppe der politischen Entscheidungsträger hat er sich sicher einen guten Ruf erworben – als Kämpfer für die Sache der Landwirte. In der interessierten Öffentlichkeit kennt man seinen Namen nun und eine breite Mehrheit unterstützt sein Anliegen. Man könnte sagen – alles richtig gemacht!                                                                                                                                                            Quellen:                                                                                        http://www.spiegel.de/politik/deutschland/duerre-warum-die-bauern-vor-allem-bei-der-union-gehoer-finden-a-1221175-amp.html?__twitter_impression=true https://www.bauernverband.de/pressemeldungen-501315                           https://www.youtube.com/watch?v=l_bHtMCAFvo                                                https://www.topagrar.com/frage-der-woche/Archiv_der_Fragen_der_Woche_-index-1377333.html

Kommentar schreiben

Kommentare: 0